Passat L
1,3l 55PS Bj. 4/74

Knäckebrot

Mein Ältester

Irgendwie schien der Passat-Virus mittlerweile um sich zu greifen. Im Februar 2003 hatte meine bessere Hälfte, einen sehr außergewöhnlichen Deal abgeschlossen.

Es handelt sich um ein 74er Schrägheck L in Marathon-Metallic mit 55PS.


Wie dieser Passat nach Hamburg kam, ist eine wirklich interessante Geschichte:

Schon seit längerem war es im Gespräch. Ein 74er Passat in einem wirklich gutem Zustand sollte verkauft werden. Ein Clubkamerad wollte sich von dem Wagen trennen und inserierte ihn im Internet. Zu dem Zeitpunkt war ich gerade eine Woche beruflich unterwegs und ich entdeckte den Passat dann zufällig auf einer einschlägig bekannten Seite. Bei einem abendlichen Telefonat mit der Heimat, erwähnte ich eigentlich nur beiläufig von diesem Inserat. Freitag Abend komme ich also nach Hause und mir wurde mitgeteilt, das wir am Samstag morgen mit der Bahn nach Deggendorf fahren um den Passat abzuholen. Wie ich das gehört habe bin ich fast hinten über geschlagen. Da ich so übberascht wurde, habe ich dann auch nicht mehr bei dem Verkäufer, den ich ja kannte, angerufen. Das Gesicht wollte ich sehen.... Am Samstag morgen ging es dann zum Bahnhof. Um 5.13 Uhr sollte unser ICE in Hamburg starten. Wie sollte es anders sein, bei eiseskälte kam die Durchsage:"Wegen Lokschaden wird der Zug ca. 60 Minuten später eintreffen." Es bestehe aber die Möglichkeit bis Würzburg mit einem anderen Zug zu fahren. Kurz bevor dieser Zug nun bei uns eintraf, kam erneut eine Durchsage:"Ihr Zug fährt in Kürze in HH-Altona los und wird ca. 40 Min Verspätung haben." Alles klar, da wir sowieso 1 Stunde Aufenthalt in Würzburg gehabt hätten, würden die 40 Minuten nicht so schlimm sein. Wir ließen den Ersatzzug also fahren. Kaum war der aber weg, kam die nächste Durchsage:"Ihr Zug fällt heute leider aus" Jetzt ist uns beiden aber die Mütze hochgegangen!!! Na ja, was soll ich sagen, irgendwie sind wir dann doch noch in Deggendorf angekommen, leider mit 2 Stunden Verspätung. Dann kam das erwartete Gesicht des Verkäufers, der uns am Bahnhof abgeholt hat. "Das hab´ich mir schon gedacht", waren seine Worte, aber überrascht war er trotzdem. Schnell wurden die Formalitäten erledigt, der Verkäufer drehte noch eine letzte Runde in seinem Passat durch Deggendorf und dann fuhren wir wieder Richtung Hamburg. Natürlich geht sowas nicht ganz ohne Panne. Knapp eine Stunde vor Hamburg, draußen war mittlerweile stockfinstere Nacht, zickte der Motor. Er nahm kein Gas mehr an und verschluckte sich. Ich hatte da schon so eine Vermutung und damit lag ich dann auch goldrichtig. Luftfilterdeckel abgenommen und im Vergaser war alles vereist. Nach 3 Minuten sind wir dann weitergefahren. Kurz vor Mitternacht war unser Tagesausflug in den Bayrischen Wald dann beendet. Das alles ist die reine Wahrheit. Mancher Filmemacher würde sich für sowas wahrscheinlich die Nächte um die Ohren schlagen.


In Hamburg nahmen wir den Wagen erst einmal genauer unter die Lupe. Nach fast dreißig Jahren gibt es immer ein paar Kleinigkeiten, die an einem Fahrzeug überprüft werden sollten. So verpaßte ich dem guten Stück erst einmal neue Pedalgummis, einen neuen Zahnriemen samt Spannrolle, der Vergaser erhielt eine neue Dichtung und die fehlende Lufttrichterschraube an Vergaser wurde wieder eingeschraubt. Auch wenn man mit Rücksicht auf eventuelle Unfälle eigentlich nicht auf Kopfstüzten verzichten sollte, verschwanden die nachgerüsteten Aufsteckteile samt Lammfellbezug aus dem Wagen. Dann galt es noch für einigermaßen vernüftiges Fahrlicht zu sorgen. Laut Vorbesitzer hat sich an den Scheinwerfern mal ein VW-Mitarbeiter zu schaffen gemacht. Der kannte wohl nicht den Unterschied zwischen einer H4- und einer Bilux-Glühlampe. Das erklärte dann auch den sehr merkwürdigen Lichtkegel.


So gerüstet wurde der Passat dann erstmals anläßlich des Passat-Treffens ´03 auf seine "Verwandschaft" losgelassen.



©2000 Olaf Steenbock       letzte Änderung:14.01.2009